Ein Solarbaum, der kürzlich auf dem Marktplatz neben dem Sitz der Stadtverwaltung von Corralejo aufgestellt wurde, bietet mit vier USB-Anschlüssen das kostenlose Aufladen von Smartphones, Tablets oder sonstigen USB-Geräten an. Möglich wird dies ausschließlich mithilfe erneuerbarer Energiequellen, indem sich drei Photovoltaikmodule die reichlich vorhandene Sonnenenergie zu Nutze machen.
Im November 2016 wurde eine solche solarbetriebene Ladestation bereits an der Strandpromenade von Puerto del Rosario installiert. Derzeit befinden sich die Solarbäume noch in der Testphase, um sie zukünftig auch an Taxiständen, Bushaltestellen und weiteren Marktplätzen der Insel aufzustellen.
Aus Sicht der Handynutzer steht dieser Solar-Baum mitten im Nirgendwo. Es ist kaum vorzustellen, dass ein Handynutzer sich eine halbe Stunde irgendwo hinstellt, um zu warten, bis sein Handy aufgeladen ist. Auch wird man sein Handy kaum dort liegen lassen, um einen Kaffee trinken zu gehen, und es danach wieder abzuholen.
Auch unter wirtschaftlichen und vor allem ökologischen Aspekten dürften diese „Solar-Stationen“ totaler Unfug sein. Wir haben einmal stark vereinfachend nachgerechnet, ob sich eine solche Investition überhaupt jemals amortisieren kann. Dafür haben wir nur den Primärenergieaufwand zur Herstellung des Stahls für die Struktur geschätzt. Den sonst noch nötigen Energieaufwand für die Umformung des Stahls zu einem Pfosten, dessen Transport zum Aufstellungsort, den Spritverbrauch der Baumaschinen während der Installation und den Energieaufwand zur Herstellung aller anderen Komponenten wie Zement, Solarpanele etc. haben wir zur Vereinfachung nicht betrachtet.
Zur Herstellung einer Tonne Stahl braucht man rund 5.600 kWh Primärenergie, also 5.600.000 Wattstunden. Wir schätzen, dass die gesamte Konstruktion rund 200kg wiegt, wofür folglich 1.120.000 Wh nötig waren.
Ein modernes Handy hat eine Akkukapazität von rund 2.500 mAh. Bei den üblichen 5W Ladeleistung (5Volt x 1 Ampere) würde eine volle Ladung rechnerisch eine halbe Stunde dauern (in der Praxis dauert es sicher länger, weil der Wirkungsgrad nicht bei 100% liegt).
Teilt man nun die 1.120.000 Wh, die zur Herstellung des Stahls eingesetzt wurden, durch die 2,5 Wattstunden, die zum Aufladen eines Handys nötig sind, ergeben sich 448.000 Ladevorgänge von je 30 Minuten Dauer oder 224.000h Stunden, die ein einzelnes Handy aufgeladen werden müsste, um soviel Energie aufzunehmen, wie allein zur Herstellung des Stahls nötig war. Da der Solarbaum über 4 USB-Anschlüsse verfügt, müsste der Solarbaum dafür 56.000 Stunden ununterbrochen von 4 Handys gleichzeitig „besetzt“ sein. Da auch auf Fuerteventura kaum länger als 10 Stunden die Sonne scheint, wären dazu 5.600 Tage, also mehr als 15 Jahre nötig!
Man sollte doch annehmen, dass die Entscheider in der Inselverwaltung, die für „neue Technologien“ zuständig sind, solche Projekte etwas genauer unter die Lupe nehmen, als wir das mit unserer sehr groben überschlägigen Rechnung gemacht haben. Selbst einem Studenten der Elektrotechnik im zweiten Semester müsste schon das Bauchgefühl verraten, dass ein solches Projekt nicht sinnvoll sein kann.
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