Die Kirchenglocke aus dem Meer

Am 02.05.2017 stellte der als Tamariche bekannte Autor Rafael Pérez sein neues Buch „La campana de Cofete. Inspiración, magía y misterio“ (Die Glocke von Cofete – Inspiration, Magie und Mysterium) in der Fußgängerzone von Morro Jable vor. Das Buch wurde von der Gemeindeverwaltung Pájara herausgegeben und erzählt die ungewöhnliche Geschichte der Kirchenglocke, die heute aus dem Glockenturm der „Nuestra Señora del Carmen“ in Morro Jable zu hören ist. Ihr plötzliches Auftauchen aus dem Meer wird noch immer von vielen Dorfbewohnern als magisches Ereignis bezeichnet und auch bereits in anderen Büchern des Gemeindeverlags beschrieben.

Am 14.12.1937, als in Spanien gerade der Bürgerkrieg tobte, zog über der Halbinsel Jandía ein heftiges Unwetter auf. Ein Fischer, der mit seiner Angel am Strand von Cofete bis zum El Islote hinausgegangen war, vernahm inmitten von Hagelschlag und Gewitter plötzlich ein seltsames Läuten aus dem Meer, das leise an den Aufruf zur Sonntagsmesse erinnerte. Mit dem Ausruf „Die Soldaten kommen!“ versetzte er die Menschen im Dorf in Alarmbereitschaft, die sich sogleich auf den Weg nach Morro Jable machten, um – in der Hoffnung, das merkwürdige Ereignis aufklären zu können – weitere Bewohner zu holen.

Von der Strömung angespült, erreichte schließlich eine Art gigantische Boje den Strand und erklärte bei genauerer Betrachtung, woher das seltsame Geräusch gekommen war. Es handelte sich um eine Glocke, die mit einem Durchmesser von drei bis vier Metern zunächst keinen einfachen Transportweg versprach. Mithilfe von Eseln und Kamelen schleppten die Menschen das Läutwerk bis ins Cofete-Dorf, um es auf dem Gipfel der La Montañeta anzubringen. Nachdem dieser Wunsch aufgrund des beträchtlichen Gewichts der Glocke schnell wieder verworfen werden musste, befestigte man sie an einem Holzbalken, der auf zwei Steine gestellt als Hängevorrichtung diente, um sie zu während der Fiesta de San Juan läuten zu können.

Obwohl der genaue Ursprung der Glocke bis heute ein Geheimnis bleibt, deutet eine Gravur auf ihre Fertigung in Kanada hin. Es wird daher vermutet, dass sie von einem Schiff ins Meer gefallen sein könnte und mit der Strömung schließlich nach Fuerteventura kam. Im Jahr 1948 wurde sie mit dem Transporter der in Cofete residierenden Familie Winter in die ehemalige Schulkapelle nach Morro Jable gebracht. Nachdem sich ihr Zustand mit den Jahren zusehends verschlechtert hatte, brachte man sie zur Restaurierung nach Arucas (Gran Canaria).

Da die Bewohner die Glocke als Teil ihrer Geschichte ansahen, äußerten sie den Wunsch, diese wieder bei sich zu haben. Im Jahr 2003 fand sie letztlich ihren Weg zurück und ertönt seitdem in der Dorfkirche von Morro Jable.

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