Kinderschänder und Kunstbanausen

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Anfassen, raufklettern, Selfie machen und am besten noch ein Stück mit nach Hause nehmen. Ist das der Kunstkonsum 2.0?

Betrachten, auf sich wirken lassen, reflektieren und vor allem respektieren scheint immer mehr aus der Mode zu kommen. Wie sonst ist es zu erklären, dass immer wieder Skulpturen und Kunstwerke mutwillig oder fahrlässig beschädigt werden?

In Puerto del Rosario, Pájara und demnächst auch Tuineje scheint das Geld für Kunst im öffentlichen Raum auf Fuerteventura wieder ziemlich locker zu sitzen. Überall sprießen neue Kunstwerke quasi aus dem Boden und verzieren, oder verschandeln -je nach Sichtweise des Betrachters- das Stadtbild.

Die Verantwortlichen sehen darin nicht nur eine kulturelle Bereicherung der Umgebung, sondern auch eine zusätzlich Attraktion für unsere Kunst liebenden Fuerteventura-Urlauber. Und auch für einige Bildhauer und Kunstschaffende -zumindest für die, deren Namen man immer wieder hört- dürfte es sich um eine recht lukrative Einnahme-Quelle handeln.

Doch zum Kunst-Schaffen gehört scheinbar auch das Kunst-Zerstören: Eines der vielen Beispiele sind die Kinderskulpturen auf dem Kreisverkehr am Club Aldiana im Süden von Fuerteventura. Im Jahre 2007 waren es 30 lebensgroße Kinderstatuen, die sich in zwei Gruppen a 15, jeweils in einer Hälfte von Yin und Yan positioniert und den Rücken zugewandt, gegenüber standen, und scheinbar suchen in den Himmel starrten.

Doch heute gibt das Kunstwerk „Caminos“ („Wege“) der kubanischen Künstlerin Lisbet Fernández ein eher trauriges Bild ab: von den 30 Kindern sind nur noch 20 übrig. Einige wurde im wahrsten Sinne des Wortes „aus den Latschen gekippt“, andere sind spurlos verschwunden. Nur noch die Stahlbewehrung, die den Kindern halt geben sollten, zeugen von ihrer vergangenen Existenz.

Manche Statuen wurden regelrecht zusammengeflickt. Auf den Kinderkörpern zeigen sich Narben, die von eher unprofessionell durchgeführten Reparatur-Operationen stammen.

Nun kann man sich Frage stellen, ob der Zerfall der Kunst im öffentlichen Raum dieser nicht eine völlig neue Bedeutung gibt und mindestens genauso viel über unsere Gesellschaft aussagt, wie die ursprüngliche „Message“, die der Künstler (vielleicht) senden wollte?

Dies führt zu einer weitere Grundsatzfrage: sollten unsere spendablen Kunstfinanzierer auf Fuerteventura den Dingen einfach ihren freien Lauf lassen? Oder müssten die Gemeinden und das Cabildo Maßnahmen ergreifen, um zerstörte Werke wieder herzustellen und so weit wie möglich im originalen Zustand zu erhalten?

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6 Kommentare

  1. Für mich sind das die Touristen, ebenso wie es am Wal zusehen ist der in Jandia am Strand aufgebockt bzw. ausgestellt ist. Dort haben Touristen die Zähne abgebrochen. Echt das letzte , leider ist man nie zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.

  2. Wer glaubt, dass es ausschließlich Touristen sind, welche neue Anlagen wie etwa Figuren, Kunstobjekte oder eine schöne neue Anordnung von Straßenlampen in einem Ort zerstören, der ist meines Erachtens ein bisschen sehr in nur eine Richtung orientiert. Wenn ich zurückdenke wurde vor ca. 15 Jahren in La Pared an der Zufahrtsstraße eine neue Lichterallee angebracht. Das waren lauter einzelne Laternen mit Kugel drauf. Kein halbes Jahr darauf waren 60% der Glaskugeln durch Steinwurf kaputt gemacht. Das waren aber nicht Touristen, sondern Einheimische. Oft werden Neuerungen gezielt von Einheimischen sabotiert und dadurch der Unmut gegen zuviel Tourismus gezeigt. Vor Corralejo entsteht seit 3 Jahren ein neuer Ort für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser. Die Lampen, sowie diverse Aufbauten stehen schon. Wenn man Nachts mit dem Auto die Anhöhe rauf gefahren ist, konnte man Einheimische vorfinden, die sich gewissermaßen im Schutz der Nacht an den vorhandenen Sachen bedienten. Keine Touristen! Also, so schön Rosarot und mit Frieden belegt, ist das leider nicht mehr wie es mal vor langer Zeit war. Das gilt für die gesamte Insel. Da darf man sich selbst kein verträumtes Wunschdenken zulegen, sondern die traurige Realität erkennen, die sich auch auf Fuerte unter der Bevölkerung immer mehr ausbreitet.

  3. “ unserere Trauminsel „… kleiner Spaßvogel? Die Insel gehört immer noch den Einheimischen. Als ich noch auf Fuerteventura Urlaub machte, gab es Strandabschnitte, an denen nur Einheimische oder Spanier vom Festland zu sehen waren. Weiter hinten dann die Touristen. Wenn man abends am Strand entlanglief, war der Strand, an dem nur Spanier gewesen waren, vollkommen verdreckt, voller dreckiger Windeln und anderem Müll, während die Touristen wesentlich behutsamer mit dem Strand umgegangen waren. Insofern würde ich sagen, automatisch den Touristen zu unterstellen, sich inakzeptabel verhalten zu haben, ist auch nicht in Ordnung.

  4. Unverständlich. Seit einen Jahrzehnt wussten wir, wenn wir die Kinderstatuen sahen, wir sind in unserem „zweiten Zuhause“.
    Jedes Jahr musste man mit ansehen, wir die Figuren beschädigt worden waren. Köpfe, Arme abgeschlagen.
    Einfach nur Schade wir manche Besucher sich hier auslassen. Bleibt einfach unserer Trauminsel fern und reagiert Euch in eurem Heim ab.
    Hoffentlich wird dieses einmalige Kunstwerk wiederhergestellt.

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