Ende Januar 2019 traf sich die internationale Tourismusbranche zur FITUR in Madrid. Die FITUR ist die bedeutendste Messe Spaniens und gleichzeitig eine der wichtigsten Tourismusmessen weltweit.
Natürlich waren auch Fuerteventura und die einzelnen Gemeinden der Insel in 2019 wieder als Aussteller vertreten und präsentierten stolz ihr neues und nicht ganz so neues Werbematerial.
Die Gemeinde Pájara hatte, wie auch schon in den vorherigen Jahren, aktualisierte Apps und eine neue Webseite (visitjandia.es) angekündigt. Das war Grund genug für uns, die Webseiten und Apps von Pájara und des „Patronato de Turismo“, dem Fremdenverkehrsbüro von Fuerteventura, genauer unter die Lupe zu nehmen.
Tourismuswebseite von Pájara nur auf Spanisch!
An der Webseite visitjandia.es fällt uns als erstes auf, dass die Webseite ihre Inhalte nur auf Spanisch präsentiert. Einen Menüpunkt zum Umschalten der Sprache oder einen Link zu anderssprachigen Webseiten suchen wir vergebens.
Für eine brandneue Webseite, die auf einer internationalen Messe präsentiert wird, ist das ein Armutszeugnis. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass rund 90% der Urlauber auf Fuerteventura Ausländer sind. Als Werbemittel für ein internationales Reiseziel fällt die Webseite damit komplett durch.
Technisch nicht mal Anfänger-Niveau
Schon als wir die Webseite visitjandia.es auf dem PC aufrufen, fällt uns auf, dass es sehr lange dauert, bis die Seite geladen ist. Für Suchmaschinen, allen voran Google, ist die Ladezeit jedoch ein sehr wichtiger Faktor. Je schneller eine Webseite geladen ist, desto weiter oben erscheint sie in den Suchergebnissen. Jeder Webentwickler achtet daher penibel auf kurze Ladezeiten.
Eine Messung mit dem Google-Tool „PageSpeedInsights“ ist verheerend: Die Webseite erzielt NULL von 100 Punkten. Um Null Punkte in diesem Geschwindigkeitstest zu erreichen, muss sich ein Webentwickler schon richtig anstrengen. Selbst Anfänger schaffen mit nicht optimierten Seiten locker 40 bis 50 Punkte.
Laut Google zeigt visitjandia.es erste Inhalte auf einem Mobiltelefon im G3-Netz erst nach über 20 Sekunden an. Bis dahin haben die meisten Nutzer schon längst aufgegeben, auf die Seite zu warten.
Auch auf inhaltlicher Ebene bietet die Webseite wenig. Die Informationen über das Klima sind unvollständig, nicht mal eine Klimatabelle ist zu finden. Klimabezogene Reisetipps bezüglich Kleidung oder Sonnenschutz gibt es keine.
Hinter der „interaktiven Karte“ versteckt sich ein Link zu Googlemaps mit einer einzigen Ortsmarkierung, nämlich dem Dorf „Pájara“.
Die Auflistung der Sportmöglichkeiten enthält einen Hinweis auf die „Fondos Marinos“ („Meeresböden“) wobei lediglich „Sportangeln“ namentlich erwähnt wird, sowie auf Windsurfen & Kitesurfen und auf „andere“ Sportarten wie Lucha Canaria und Juego del Palo (Kanarischer Ringkampf und Stockkampf). Alle anderen Möglichkeiten, die Fuerteventura bietet, bleiben unerwähnt.
Wozu braucht Pájara eine offizielle Tourismuswebseite?
Öffentliche Betreiber wie Gemeinden oder Fremdenverkehrsämter nutzen offizielle Tourismuswebseiten zu höchst unterschiedlichen Zwecken. Jeder, der eine Webseite betreiben will, muss sich als erstes fragen, welche Ziele er damit erreichen will. Für einen Onlineshop ist das leicht beantwortet: es geht darum, möglichst viele Seitenbesucher zu Produktkäufern zu machen. Auch eine kommerzielle Reisewebseite hat ein klares Ziel: möglichst viele Websitebesucher sollen eine Reise buchen.
Für Reisende gibt es heute tausende von Webseiten, auf denen Sie Informationen über Reiseziele finden können. Doch offizielle Webseiten sind immer noch relevant für Reisende, die schon früher Informationen bei Fremdenverkehrsbüros gesucht haben, weil sie über Buchungsseiten auf sie gestoßen sind, oder einfach weil sich in der Googlesuche weit oben erscheinen.
Wenn man sich gute Webseiten von Fremdenverkehrsbüros ansieht, stellt man fest, dass es scheinbar vor allem um das Wecken von Emotionen und „Reiselust“ geht. Viele setzen dabei auf Inhalte, die von den Nutzern selbst generiert werden (Fotos, Videos, Kommentare…).
Viele offizielle Webseiten bewerben auch Veranstaltungen (Sport, Kultur, Karneval…) an prominenter Stelle. Und natürlich gibt es auch handfeste Informationen zu Themen wie Sicherheit, Impfungen, Klima, Reisekleidung etc.
Doch wie messen diese Webseiten ihren Erfolg? Wie definieren sie ihre Ziele? Die Zahl von Verkäufen bzw. Reisebuchungen, die über die Seite generiert werden, scheidet als Zielgröße aus, denn offizielle Webseiten sind ja schließlich keine Buchungsportale. Als Messgrößen bleiben dann eigentlich nur die Besucherzahl der Seite und das sogenannte „engagement“, also z.B. die Zahl der aufgerufenen Seiten pro Besuch, die Verweildauer auf der Seite, die Einstiegs- und Ausstiegsseiten. Das klingt erst mal nach wenig, doch mit modernen Analysetools liefert das das „Gold“ des 21. Jahrhunderts: Daten über Nutzer! Alter, Geschlecht, Interessen, Kaufbereitschaft, Wohnort, Sprache usw. sind nur einige Eigenschaften, die -sinnvoll verknüpft- Informationen über Reisewillige von unschätzbarem Wert liefern. Die passenden Stichworte sind „Big Data“ und „Data Mining“. Daraus kann man wichtige Erkenntnisse für die Tourismuswerbung eines Reiseziels gewinnen.
Pájara lässt Chancen völlig ungenutzt
Dass die Tourismusabteilung von Pájara diese Ziele mit ihrer Webseite verfolgt bzw. erreichen kann, erscheint höchst unwahrscheinlich. Wie wir bei der Betrachtung des Quellcodes der Seite feststellen konnten, sind dort keine Tools zur Analyse der Zugriffszahlen, wie z.B. „Google Analytics“ implementiert. Das heißt, dass Pájaras Tourismusabteilung nicht einmal selbst wissen kann, wie viele Besucher die Webseite generiert. Außerdem lässt sich so auch keinerlei Aufschluss darüber gewinnen, wie die Besucher die Webseite nutzen oder welche Inhalte für sie interessant sind.
Um „Big Data“ analysieren zu können, muss man zunächst einmal größere Datenmengen sammeln. Dazu braucht man Zugriffszahlen. Diese kann man entweder kurzfristig durch Werbung für die Webseite erzielen, oder langfristig durch sogenanntes SEO (Suchmaschinenoptimierung). Der Besuch auf der FITUR hat für visitpajara.es scheinbar nur wenig Werbewirkung gebracht. Natürlich kennen wir die Zugriffszahlen der Webseite nicht. Doch das Youtube-Video der Tourismusabteilung von Pájara, das auf der Startseite der Website präsentiert wird, hat in der Zeit vom 23.01.2019 bis zum 17.02.2019 übrigens sensationelle 11 (in Worten elf) Zugriffe erzielt. Und das obwohl es genau am Eröffnungstag der FITUR online war!
Das Geld für die neue Webseite hätte Pájara sich also sparen können. Die Erstellung einer wirklich guten Webseite kostet vielleicht in der Größenordnung von 5.000 bis 10.000€. Doch damit ist die Arbeit nicht getan. Eine Webseite muss permanent gepflegt werden. Neue Inhalte müssen generiert werden. Inhalte, die von den Besuchern nicht genutzt werden, müssen entfernt werden. Die Seite muss inhaltlich und technisch auf dem aktuellen Stand gehalten werden.
Auch gute gute Positionen in den Suchergebnissen und hohe Besucherzahlen fallen nicht vom Himmel. Diese muss man sich nach der Erstellung der Webseite mühsam erarbeiten. Wir konnten dafür keine Budgetposition im Gemeindehaushalt finden.
Wenn Du unsere Inhalte nützlich, unterhaltsam oder informativ findest, kannst Du den Lohn für unsere Arbeit selbst bestimmen. Das geht ganz einfach über diesen Link:
https://jandia-golf.com/du-bestimmst-den-lohn-fuer-unsere-arbeit/
Mmh. Ich muss sagen, der Autor hat sicher recht auf den ersten Blick. Aus Sicht des klassischen Marketings und der Möglichkeiten zur Steigerung der Besucherzahlen ist das sicher schlechte Arbeit. Daher sollte man solche Basteleien besser gar nicht anfangen.
Aber ich frage mich, warum ich gerne hier her komme. Es ist genau dieser Pragmatismus in vielen kleinen Belangen, die dazu beitragen, dass ich mich in den Ferien fühle. Hier muss nicht immer alles tiptop und perfekt sein. Ich schätze die endlosen Strandwanderungen, die unwirklichen Gegenden, gepräft von oft unerbittlichen Winden. Das prägt die Landschaft und die Menschen.
Vielleicht sollte man sich zuerst überlegen, was Fuerteventura und insbesondere Jandia wirklich auszeichnet, als bloss Copy/Paste zu machen.
Ich möchte darauf hinweisen, dass ich mich ausschließlich darauf bezogen habe, dass man es keinem Webmaster vorwerfen sollte, dass er sich in Hinblick auf den Datenschutz geradezu vorbildlich verhält und keine Tracker einbaut. Das Fehlen von solchen geradezu zu bemängeln zeugt von fehlendem Problembewusstsein beim Datenschutz, und das Argument „so ist keine Analyse möglich“ von fehlendem Sachverstand bzgl. Webhosting.
Selten habe ich mich über einen „technischen“ Artikel so geärgert. Wie der Autor auf die Idee kommt, ohne sich Google an den Hals zu werfen käme man nicht an Analysedaten ist mir unbegreiflich. Ist das die neue Generation, die nichts anderes mehr kennt? Schon mal was davon gehört, dass man auch lokal auf dem Server die Daten zur Verfügung hat? Der führt die Seite ja schließlich aus und weiß sehr genau, was er macht.
Als Benutzer bin ich jedenfalls höchst erfreut darüber, auch mal eine Seite zu besuchen, die nicht von vorneherein darauf aus ist, mich komplett auszuquetschen und Google & Co. noch mehr Daten von mir zu liefern zu wollen. (Was dank entsprechender Filterregeln sowieso nicht klappt.)
Es freut uns, dass Sie mit Freude auf der Webseite visitjandia.es surfen. Vermutlich gehören Sie zu einer kleinen Minderheit, die sich nicht an extrem langsamen Ladezeiten, faden Inhalten, fehlendem Mehrwert und ausschließlich spanischer Sprache stört.
Vielleicht können Sie uns ja erklären, welches Ziel die Gemeinde als Betreiber der kritisierten Webseite mutmaßlich verfolgt und ob dieses Ziel erreicht werden kann?