Am seidenen Faden: Stromversorgung in Fuerteventuras Süden hängt von einer einzigen Leitung ab

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Am Abend des 26. Februar 2022 ist es auf Fuerteventura zum wohl bisher längsten großflächigen Stromausfall der letzten zwei Jahrzehnte gekommen.

Schätzungsweise 40.000 Menschen in den südlichen Gemeinden Tuineje und Pájara waren rund 15 Stunden lang ohne Strom und in den meisten betroffenen Gegenden auch ohne Internet- und Mobilfunkverbindung. In zahlreichen Haushalten fiel auch die Trinkwasserversorgung aus, nämlich überall dort, wo der Leitungsdruck mittels elektrischer Pumpen erzeugt wird.

Die spanische Netzbetreibergesellschaft „Red Eléctrica Epañola“ (REE), die auch für den Betrieb des Stromnetzes auf Fuerteventura zuständig ist, erklärte, dass die Ursache für den Stromausfall ein „Schaden an der 66kV-Leitung zwischen dem Kraftwerk Las Salinas in Puerto del Rosario und Gran Tarajal“ war. Dieser Schaden sei an dem Übergang zwischen dem unterirdischen Leitungsabschnitt und der Freileitung entstanden, was die „Reparaturarbeiten verkompliziert“ habe. Es galt, das beschädigte Material beseitigen und neues Material installieren, wobei während der gesamten Reparaturarbeiten die Sicherheit des eingesetzten Wartungspersonals und natürlich auch das ordnungsgemäße Funktionieren nach Fertigstellung der Reparatur garantiert werden musste.

Weitere Angaben über die Ursachen des Schadens machte REE nicht. Es bleibt also unklar, ob es ein Schaden infolge mangelnder Wartung, eines zufällig von außen einwirkenden Ereignisses (Unfall) oder gar Sabotage oder Manipulation war.

Kritischer Zustand des Stromnetzes auf Fuerteventura

Im Jahr 2021 stammten rund 88% der elektrischen Energie auf Fuerteventura aus dem einzigen, technisch veralteten Ölkraftwerk in Puerto del Rosario. Der Strom aus diesem Kraftwert muss folglich über Hochspannungsleitungen zu den überall auf der Insel verteilten Umspannwerke verteilt werden, um dann in die einzelnen Ortschaften geliefert zu werden, wo wiederum Transformatoren die haushaltsübliche Netzspannung erzeugen.

REE erklärte in ihrer Pressemeldung zum jüngsten Blackout auf Fuerteventura, dass die Stromversorgung im Süden Fuerteventuras von genau einer 66kV-Hochspannungsleitung zwischen dem Kraftwerk Las Salinas und Gran Tarajal abhängt.

REE hatte schon in 2008 vor den möglichen Konsequenzen und massiven Stromausfällen auf Fuerteventura gewarnt und die Installation von redundanten Hochspannungsleitungen angemahnt.

Das Unternehmen habe solche redundanten Leitungen schon seit langem im Planung, hieß es in der Pressemitteilung. Zwischen Lanzarote und Fuerteventura habe man ein zweites Seekabel verlegt, um die Verbindung zwischen beiden Netzen zu verbessern und eine Redundanz zu schaffen.

Auch zwischen La Oliva im Norden Fuerteventuras und Puerto del Rosario sei die 132kV-Leitung bereits zweifach ausgelegt, ebenso wie zwischen Gran Tarajal und Matas Blancas nördlich von Costa Calma.

Widerstand gegen neue Freileitungsmasten

Das Vorhaben von REE, auch zwischen Puerto del Rosario und Gran Tarajal neue Hochspannungsleitungen zu bauen, wurde durch den politischen und gesellschaftlichen Widerstand gegen die Errichtung von neuen Freileitungsmasten gebremst.

Zahlreiche Interessengruppen wollten den Bau von „hunderten bis zu 50 Meter hohen Freileitungsmasten“ verhindern und forderten stattdessen die Verlegung von unterirdischen Hochspannungsleitungen, die zum einen wesentlich teurer und zum anderen aus technischen Gründen ungünstiger sind.

Im Oktober 2017 stoppte das Obere Kanarische Gericht (TSJC) den Bau der neuen Masten durch eine einstweilige Anordnung gestoppt. Die einstweilige Anordnung wurde in 2019 von Obersten Spanischen Gericht (TS) ratifiziert.

Der damalige Präsident der Inselregierung, Marcial Morales, sah darin „einen weiteren Schritt, um zu erreichen, dass die Insel über ein Stromnetz verfügt, das den Bedarf der Bevölkerung deckt und eine maximale Penetration regenerativer Energien ermöglichst, ohne Gräueltaten zu begehen, die eine einmalige einzigartige Landschaft zerstören.

In Juni 2021 hat die kanarische Regierung beschlossen, die Arbeiten für die Errichtung der 132kV-Leitung fortzusetzen. Mit dem Erlass wurde auch entsprechendes Planänderungsverfahren für den PIOF (Raumordnungsplan von Fuerteventura) und die Bebauungspläne (PGO) der Gemeinden Antigua und Tuineje eingeleitet.

Der jüngste Blackout und der nach wie vor lächerliche Anteil der regenerativen Energien am Strommix haben einmal mehr bewiesen, dass die Stromversorgung auf Fuerteventura noch immer „am seidenen Faden“ hängt und den Anforderungen einer Implementierung von erneuerbaren Energien im großen Stil noch lange nicht gewachsen ist.

Doch anstatt neue Konzepte für eine Verbesserung der Situation vorzulegen, haben Inselregierung und Gemeinden auf Fuerteventura beschlossen, neue Photovoltaik- und Windenergie-Projekte solange auf Eis zu legen, bis eine einheitliche Energieplanung für Fuerteventura erarbeitet ist. Deren Erarbeitung erfordert in aller erster Linie „Arbeit“. Davon ist leider nicht viel zu sehen.

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5 Kommentare

  1. Grosse Windräder onshore sind auf so einer kleinen Insel unverantwortlich, und destabilisieren das Netz noch mehr, aber ein kompaktes LPG Gaskraftwerk wäre perfekt. Mit einem LPG Tank, das wäre für den Süden ideal. LPG gibt es seht günstig auf der anderen Seite des Atlantiks. Es würde das Netz ideal und sauber stabilisieren.
    Ist auch gut für Autos zu gebrauchen…könnte man eine Tankstelle dazubauen.

  2. Es ist unglaublich, dass ausgerechnet auf einer Insel, die sehr viel Wind und extrem viele Sonnenstunden hat, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bisher praktisch nicht ausgebaut wurde. Wäre ein Ausbau auf den Kanaren nicht sehr viel rentabler, als dies im sehr viel wind- und sonnenärmeren Deutschland?

  3. Man kann echt nur mit dem Kopf schütteln, mehr fällt mir dazu leider nicht mehr ein.
    Was muss passieren, wer muss angesprochen werden, wer kann die Entscheidung treffen, um diese Zustände in Richtung regenerative Energie zu ändern?

  4. So wie sich das anhört, wird in erster Linie ja erst einmal gar nicht viel passieren.
    Gefühlt stehen auch immer mehr als die Hälfte der Windräder, da frage ich mich immer, wird gerade kein Strom verbraucht, oder sind die einfach alle Defekt und stehen nur noch als Demo in der Landschaft. 🙁

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