Der Präsident der kanarischen Regierung, Ángel Víctor Torres, traf sich am 07. März 2022 mit seinem Beraterstab für wirtschafts- und sozialpolitische Themen, um die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Kanarischen Inseln zu analysieren.
Schon vor dem Treffen hatte Torres geäußert, dass die Folgen des Überfalls Russlands auf die Ukraine Folgen für die kanarische Wirtschaft und Gesellschaft haben würde.
Torres und seine Berater verurteilten den russischen Angriff auf die Ukraine aufs Schärfste und forderten die Beendigung des Krieges um den Verlust von weiteren Menschenleben zu verhindern.
Keine engen Handelsbeziehungen zwischen den Kanaren und Russland bzw. Ukraine
Die Kanarischen Inseln unterhalten kaum direkte Handelsbeziehungen mit Russland oder der Ukraine. Es finden kaum Im- oder Exporte aus bzw. in diese Regionen statt, weshalb laut Torres der „Außenhandel nicht besonders signifikant“ sei.
Auch der Tourismussektor sei direkt relativ wenig betroffen. Die Zahl der russischen Touristen auf allen Kanaren zusammen komme nicht mal an 100.000 ran, erklärte Torres weiter.
Teneriffa ist die einzige der Kanarischen Inseln mit einer direkten Flugverbindung aus Moskau, die jedoch nun in Folge der Sanktionen nicht mehr bedient werden kann. In den Statistiken werden Urlauber aus Russland unter „sonstige Länder“ aufgeführt. Auch auf Fuerteventura dürfte die Zahl russischer Urlauber nicht der Rede Wert sein.
Außerdem gebe es nur wenige Personen, die aus der Ukraine oder Russland stammen und ihren Wohnsitz auf den Kanaren haben.
Indirekte Folgen der russische Invasion
Viel stärker als die direkten Folgen seien jedoch die indirekten Auswirkungen des Ukraine-Krieges. So hingen, laut Torres, 59% der Produktion in Deutschland von russischen Gas und Öl ab. Und Deutschland sei ein „sehr wichtiges Land für die Inseln“.
Doch auch Spanien selbst sei der drittgrößte Abnehmer von russischem Öl. Daher gäbe es eine „enorme Unsicherheit“ bei länger anhaltendem Krieg. Wenn Russland die Gaslieferungen nach Europa einstellen sollte, ergäbe sich eine „wahnwitzige“ Situation.
Tatsächlich könnte eine allgemeine Teuerung in Deutschland die Reiselust der Reiseweltmeister dämpfen, denn auch in deutschen Portmonees ist die Krise bereits deutlich zu spüren. Steigende Flugpreise infolge von steigenden Ölpreisen werden die Situation nicht einfacher machen. Die Deutschen bildeten auch in 2021 die größte Urlaubergruppe auf Fuerteventura.
Sorge vor Inflation
Laut Torres läge die Inflation auf den Kanaren bereits bei 7 Prozent. Die Preissteigerungen spiegelten sich vor allem bei „Schlüsselprodukten wie Getreide wider“, die aus der Ukraine stammen und den primären Sektor beeinträchtigten.
Die weltweite Knappheit an Sonnenblumenöl wurde auf den Kanaren bereits deutlich, weil der spanische Discounter Mercadona den Verkauf von Pflanzenölen in seinen Supermärkten auch auf Fuerteventura bereits rationiert.
Ein Stopp der Energielieferungen hätte äußerst bedeutende Auswirkungen und könnte auf den Kanaren zu einer zweistelligen Inflation und zu fallenden Börsen führen.
Die Kanaren wären von steigenden Ölpreisen doppelt betroffen. Zum einen werden die importierten Waren schon in der Produktion teurer. Zum anderen steigen die Transportkosten für den See- oder Lufttransport zu den Kanaren ebenfalls, was die Inflation noch weiter antreibt.
Schon vor dem Beginn des Ukraine-Krieges waren die Kanaren von stark steigenden Logistikkosten betroffen.
Torres will seine Berater regelmäßig zusammenrufen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen weiter im Auge zu behalten.
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„Steigende Flugpreise infolge von steigenden Ölpreisen werden die Situation nicht einfacher machen.“
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„Die Kanaren wären von steigenden Ölpreisen doppelt betroffen. Zum einen werden die importierten Waren schon in der Produktion teurer. Zum anderen steigen die Transportkosten für den See- oder Lufttransport zu den Kanaren ebenfalls, was die Inflation noch weiter antreibt.“
Das ist völlig richtig.
Zusätzlich kommen auch bei deutschen Reisewilligen die Preissteigerungen beim Tanken und Heizen hinzu, egal, ob mit Öl oder Gas geheizt wird.
Insofern sind nicht nur die Kanaren doppelt vom steigenden Ölpreis betroffen, sondern auch diejenigen deutschen Haushalte, die sich überlegen müssen, ob sie lieber in der kalten Wohnung sitzen oder in den Urlaub fliegen wollen, weil beides finanziell nicht mehr finanzierbar ist.
Hallo Fuertegirl, viele Ihrer Ausführungen sind richtig. Allerdings haben die deutschen durch die Pandemie viele Rücklagen aufgebaut und die Sehnsucht nach Urlaub ist hoch. M.E. wird Spanien sogar profitieren, ich glaube Bulgarien am Schwarzen Meer ist aktuell weniger gefragt. Das größere Problem ist und bleibt Covid. Worst Case wären neue Varianten und erneute Reisebeschränkungen.
Hallo Hagen,
damit haben Sie sicher recht, zumindest, was einige Deutsche betrifft.
Andere Deutsche sind nicht so gut durch die Pandemie gekommen, haben ihren Job verloren oder er ist akut gefährdet, sie sind von hohen Energiepreisen (Gas / Öl / Benzin / Diesel) betroffen und können leider nicht auf Rücklagen zurück greifen. Und auch Covid hat bei vielen Menschen zu behandlungsbedürftigen Erkrankungen geführt, physisch wie psychisch, sodass viele Menschen es schlicht nicht schaffen, sich Gedanken um den Urlaub zu machen, da sie ganz andere Probleme momentan zu bewältigen haben.
Nur indem wir ein umfassendes Bild schaffen und unterschiedliche Blickwinkel in die Diskussion einbringen, ergibt sich ein rundes Bild, denke ich. Und dazu tragen unsere beiden Perspektiven gut bei, finde ich.