Unbefristeter LKW-Streik in Spanien: erste Lieferengpässe bei Lebensmitteln auf den Kanaren

Leeres-Supermarktregal-in-Spanien

Schon seit dem 14. März 2022 befinden sich viele LKW-Fahrer und Transportunternehmer in ganz Spanien in einem unbefristeten Streik.

Ganz Spanien? Nein! Auf den Kanarischen Inseln haben sich die LKW-Fahrer dem Streik noch nicht angeschlossen.

Auf dem Festland sind LKW-Blockaden, Fahrzeugkonvois und leider auch gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Streikenden, vermeintlichen Streikbrechern und wütenden Bürgern zurzeit allgegenwärtig. Sowohl die direkten als auch die indirekten Auswirkungen sind in weiten Teilen Spaniens bereits offen sichtbar.

Die kanarischen Transportunternehmer haben der kanarischen Regierung ein Ultimatum gesetzt. Entweder es gibt noch in dieser Woche ein akzeptables Angebot, oder auch auf den Kanaren kommt es zu einem unbefristeten LKW-Streik.

Auslöser für den Streik sind die auch in Spanien extrem gestiegenen Treibstoffkosten. Nach dem Preissprung infolge des Beginns des Ukraine-Krieges fordern die Transportunternehmen u.a. staatliche Unterstützung. Ein Angebot der spanischen Regierung für Erleichterungen von 500 Mio. bei den Spritkosten hatten die Streikenden am Montag, 21. März 2022, abgelehnt.

Lieferketten in Spanien vor dem Zusammenbruch

Viele spanische Industrieunternehmen in Spanien warnen nach mehr als einer Woche Streik vor einem Zusammenbruch der Lieferketten. Dieser würde sowohl die Produktion als auch die Distribution zum erliegen bringen.

Der spanische Lebensmittelkonzern Danone hat am 22.03.2022 angekündigt seine 7 Fabriken in Spanien innerhalb von 24 Stunden schließen zu müssen, wenn es nicht sofort zu einer Lösung kommt. Es sei absehbar, dass man in Kürze keine Milch mehr bei den Erzeugern abholen könne. Ohne den Rohstoff Milch kann Danone natürlich auch keinen Joghurt oder andere Milchprodukte herstellen. Außerdem könnte man die produzierten, verderblichen Produkte auch nicht mehr ausliefern.

Auch die Brauerei Heineken España befürchtet, dass sie ihre Kunden bald nicht mehr beliefern kann. Auch sei die Beschaffung von Rohstoffen für die Produktion nicht mehr möglich.

LIDL hatte bereits am 18.03.2022 zwei Supermärkte im nordspanischen Asturien geschlossen, weil das Logistikzentrum keine Waren mehr bewegen kann.

Auch viele andere Produzenten in der Lebensmittelbranche und in anderen Industriezweigen stehen vor denselben Problemen.

Erste Lieferengpässe auf den Kanaren

Rund 80% der Lebensmittel, die auf den Kanaren konsumiert werden, kommen vom spanischen Festland.

Doch bevor die Lebensmittel per Schiff auf die Kanaren transportiert werden können, müssen sie per LKW in den Hafen gelangen. Die Lebensmittel werden immer montags und donnerstags zu den Kanaren verschifft. Auf dem Schiff vom vergangenen Montag sollen sich Medienberichten zufolge nur 15% der üblichen Menge befunden haben.

Auf Gran Canaria sind nach Berichten lokaler Medien in einigen Supermärkten bereits ausgedünnte Sortimente und schwach gefüllte Regale zu beobachten.

In erster Linie sollen zurzeit verderbliche bzw. frische Produkte wie Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch und Milch und Milchprodukte von den Lieferengpässen betroffen sein. Sollte der Streik aber weiter andauern, könnte es bald auch bei anderen Produktgruppen knapper werden.

Im Mercadona in Esquinzo im Süden Fuerteventuras war das Warenangebot am Dienstag, 22.03.2022, gegen 12:45h nach unseren eigenen Beobachtungen völlig normal.

Der Verband der kanarischen Viehzüchter wies auf die kritische Situation bei den Futtermittelherstellern hin. Diese könnten zurzeit weder Getreide noch Additive importieren.

Export von kanarischen Bananen gefährdet

Auf den Kanaren warten zurzeit rund 2,5 Mio. Kilo Bananen auf ihre Verschiffung. Die Exporteure können aber nicht absehen, ob sie ihre Ware aus den spanischen Häfen überhaupt zu den Abnehmern weitertransportieren können. Außerdem fehlen auf den Kanaren zurzeit Container für die Verladung, da momentan nur wenige Container hierher verschifft werden.

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