Auf Fuerteventura gibt es doch gar keine Flüsse. Dies dürfte wohl der erste Gedanke sein, wenn von Hochwasser-Risikogebieten auf Fuerteventura die Rede ist.
Wer schon mal einen richtigen, lang anhaltenden Starkregen auf Fuerteventura erlebt hat, der weiß jedoch, dass es auf Fuerteventura sehr wohl Flüsse geben kann. Nur führen diese nur sehr, sehr selten Wasser.
Die tiefen Furchen, die sich überall auf Fuerteventura in das Gelände schneiden, sind stumme Zeugen von fließendem Wasser. Diese „barrancos“ wurden über Jahrtausende durch Regenwasser erodiert.
Im letzten Jahrzehnt gab es immer wieder intensive Regenfälle auf Fuerteventura, die die Barrancos „zum Laufen“ brachten und auch für Nachrichten sorgten.
So verwandelte sich das Barranco von Ajuy im März 2017 in eine Touristenfalle. Besucher der Höhlen mussten per Hubschrauber ausgeflogen werden, weil das strömende Barranco ihnen den Rückweg abgeschnitten hatte. Damals fielen innerhalb weniger Stunden rund 70 Liter pro Quadratmeter, mehr als die Hälfte der durchschnittlichen Jahresmenge.
In der Urbanisation Puerto Azul bei Tarajalejo wurden ganze Straßenzüge überflutet. Mehrere Autos wurden völlig zerstört.
Im Oktober 2018 stand in Costa Calma ein Hotel nach starkem Regen teilweise unter Wasser.
So spektakulär die oben geschilderten Ereignisse auch sein mögen, sind sie doch nur Folgen von Wetterereignissen, die sich alle paar Jahre wiederholen. Sie sind also aus meteorologischer beziehungsweise hydrologischer Sicht nichts Besonderes.
Ein „Jahrhunderthochwasser“, also ein Ereignis, das statistisch einmal in 100 oder gar einmal in 500 Jahren eintritt, haben wir auf Fuerteventura dagegen im 21. Jahrhundert noch nicht erlebt.
Neuer „Hydrologischer Plan für Fuerteventura“ weist 6 Gefahrengebiete für Überschwemmungen auf
Hydrologen interessieren sich vor allem für Überschwemmungsereignisse mit Wiederkehrintervallen von 100 bzw. 500 Jahren. Obwohl diese Intervalle weit über der Lebenserwartung eines Menschen liegen, heißt das nicht, dass wir im Laufe unseres Lebens ein solches Ereignis nicht sogar mehrmals erleben könnten.
Daher erstellen alle Länder bzw. Regionen in der EU regelmäßig Szenarien und Pläne, um die Frage beantworten zu können: was wäre wenn?
Auch für Fuerteventura hat der „Consejo Insular de Aguas de Fuerteventura“, der „Gewässerrat“, entsprechende Pläne erarbeitet bzw. aktualisiert und veröffentlicht.
Auf Fuerteventura wurden 6 Gefährdungsgebiete für Überschwemmungen identifiziert. Diese liegen im Barranco von Gran Tarajal, im endorheischen Becken von Lajares, im endorheischen Becken von La Oliva, im Barranco von Las Playitas, dem Barranco von Casillas del Ángel und im Barranco von Los Varichelos.
Ein endorheisches Becken ist eine Geländevertiefung, aus denen das (Fluss- oder Regen-) Wasser nicht ins Meer ablaufen kann. Wenn es also nur genug regnet, bildet sich quasi ein See, aus dem das aufgestaute Wasser nicht mehr abfließen kann.
Die Inselregierung von Fuerteventura traf sich nach Veröffentlichung der Pläne Ende März 2022 mit den Anwohner von Lajares, die im Falle eines Jahrhunderthochwassers auf Fuerteventura besonders stark betroffen wären.
Die Risikokarten basieren technisch auf einer genauen Vermessung des Höhenprofils eines Gebietes. Mit Hilfe von Computersimulationen wird dann unter gewissen Annahmen berechnet, wie sich einströmendes oder vom Himmel fallendes Wasser verhält und wo es sich mit welcher Tiefe aufstaut.
In Lajares kam es zuletzt im Jahr 1984 zu großflächigen Überschwemmungen. Damals musste sogar das Militär anrücken, um den betroffenen Menschen zu helfen und die Gebiete wieder zugänglich zu machen.
Den Risikobericht und das zugehörige Kartenmaterial findet Ihr im spanischen Original auf der Webseite des „Consejo Insular de Aguas de Fuerteventura“.
Die Risiko-Karten sollten den Gemeinden auch bei Überarbeitung ihrer Bebauungspläne helfen.
Wer auf Fuerteventura eine Immobilie kaufen möchte, sollte vielleicht vorher einen Blick auf die Risikokarten werfen.
Diese hier vorgestellten Pläne berücksichtigen übrigens nur Überschwemmungen durch „Flüsse“, im Fall von Fuerteventura also „barrancos“.
Für die Risikoabwägung durch Überschwemmungen infolge von Meeres-Hochwasser an den Küsten ist der Consejo de Aguas de Fuerteventura nicht zuständig.
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