Höhlen von Los Molinos: extreme Ebbe gibt sonst unerreichbares Ausflugsziel auf Fuerteventura frei

Höhle-von-Los-Molinos

Mit folgendem „Erlebnisbericht“ beziehe ich mich auf den kürzlich veröffentlichten Artikel zu den teils extremen Gezeiten im September hier auf Fuerteventura.

Obwohl tatsächlich früher bereits in den heute fast schon vergessenen buchförmigen Reiseführern über Fuerteventura stets auf die Gefährlichkeit, zumindest aber Unberechenbarkeit, der Gezeiten hingewiesen wurde, findet man immer wieder wagemutige, leichtsinnige oder einfach unwissende Wanderer und Küstenkletterer, die sich offenbar nicht damit befassen, wie eine Stunde später der Strandabschnitt aussehen könnte.

Mag dies an der Playa de Cofete, dem Strand von Costa Calma oder vielleicht am Caleta del Bajo bei Corralejo bei den beiden Riu Hotels auch bedeutungslos sein, da sich hier nur die Strandbreite verändert, kann dies in klippenreichen Strandabschnitten schon völlig anders aussehen.

Dabei bedeuten die extremen Gezeiten aber nicht nur Gefahr sondern legen auch sehr schöne Naturschauspiele offen.

Auch ich hatte am 19.09.2020 die Möglichkeit, dieses Naturschauspiel der „Höhlenwanderung“ in Los Molinos hautnah zu erleben und zu genießen.

Obwohl ich wie sicher ein Großteil aller anderen Fuerteventura-Urlauber oder Einheimischen die Gezeiten der jeweiligen Tage immer geflissentlich studiere, nimmt man die exakten „Tauchtiefen und Wasserstände“ eher nur als Randerscheinung wahr. Ebenso wie die damit verbundenen Hoch-Zeiten für Fischschwärme, welche für Fischer und Angler sehr bedeutend, für den Strandwanderer oder die Sonnenanbeterin allerdings weniger relevant sind, es sei denn, sie sind emsige Mövenfütterer. Dann wiederum mag man erstaunen, dass diese Tiere an manchen Tagen verstärkt den Strand unsicher machen, an manchen dagegen kaum zu sehen sind.

In damaliger Unkenntnis dieser extremen Wassertiefstände, insbesondere der Auswirkungen auf diese Bucht, bekam ich von einem mir sehr freundlich gewogenem Einheimischen den Tipp, doch anderntags nach Los Molinos zu fahren. Obwohl ich glaubte, viele Sehenswürdigkeiten schon zu kennen, war dies für mich völlig neu.

Seiner Aussage nach gibt es diesen Tiefstand nur ein, maximal zweimal im Jahr, meist im September. Dann bricht die „halbe Insel“ dorthin auf, um sich mit Badekleidung und Handycamera zu den etwa 200 bis 300m vom Ort entfernten Höhlen aufzumachen.

Los Molinos Weg zu den Hoehlen
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Meiner damaligen Schätzung zufolge belief sich diese „halbe Insel“ auf etwa 400 bis 500 Personen, die sich dort bereits vormittags, den Gezeiten angepasst, einen fröhlichen Partytag machten.

Mehr als genug Menschen für das kleine Fischerdorf, welches diesen Tag offenbar als „Event des Jahres“ oder Feiertag ansieht – so jedenfalls mein Gefühl.

Der Tiefststand des Meeres an jenem Tag war bereits für 9.00 Uhr angekündigt, was eine einstündige Anfahrt und ein nächtliches Erwachen in nahezu absoluter Dunkelheit voraussetzte, für einen Erholungsurlaub eine kleine Herausforderung.

Dennoch mussten wir zu unserer Überraschung feststellen, dass wir beim Eintreffen vor Ort nahezu nur noch das Pünktchen vom „i“ darstellten, uns mehrere hundert „Gleichgesinnte“ zuvorgekommen waren.

Parkplatz Molinos
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Der kleine Parkplatz in der Senke zum Barranco war hoffnungslos überfüllt, die in Eigeninitiative eines jeden Einzelnen erstellte Parkplatzordnung gab einer frühzeitigen Abreise oder einem Wendemanöver keine Chance.

Wir bekamen das Auto auf der engen Zufahrtsstraße gerade noch so unter. Die kurz nach (!) uns eintreffende Guardia Civil war gezwungen, ihr Batmobil nahezu mittig auf der Straße abzustellen.

Es muss bemerkt werden, dass zu dieser Zeit Abstandsregeln und Maskenpflicht auch am Strand vorgeschrieben war. Umso angenehmer zu beobachten, dass die beiden Gendarmen sich erst einstellten, als die Masse bereits am Strand versammelt sich „reisefertig“ machte. Und ja, es wurde der ein oder die andere Abenteurerin gesehen, welche sich noch 200 m weit im Wasser maskenmäßig vor den giftigen Westwinden zu schützen versuchte.

Aus dem winzigen und 364 Tage im Jahr sehr beschaulichen Örtchen war ein Mekka der Höhlenforscher geworden.

Im damals nur knietiefen Wasser konnte man völlig problemlos, allerdings keinesfalls trocken, die Höhlen erreichen.

Etwa 50 m von felsigen Ufer entfernt war es gefühlt nur eine Lagune, die man durchschritt, vom Meer waren die kräftig anrollenden Wellen nicht wirklich furchteinflößend, allerdings auch nicht zu unterschätzen, glaubte so mancher Instagram-Junkie oder Gesichtsbuch-Dauerposierende doch wie auf einem Laufsteg die frisch frisierten Körper in auffällig unnatürlicher Pose daran vorbeimogeln zu können.

Das dies nur sehr begrenzt gelang, erkannten viele Selfie-Jünger meerheitlich daran, dass ihre geschminkten Gesichter und spektakulär aufbereitete Haarpracht der davon unbeeindruckten Natur nicht gewachsen, wohl aber gewaschen waren….

Ich war wahrhaftig Zeuge von einigen misslungenen Fotoshootings, deren Hauptakteure – hochwertige Glitzer-Handys – sich noch jetzt auf dem Meeresboden mit den Fischen um die Vorherrschaft streiten.

Selfie Los Molinos
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Ich selbst hatte mein fotografierfähiges Telefon unüblicher- und spießigerweise in einen wasserdichten Plastik-Bag gezwängt, durch welchen man selbst unter Wasser nicht auf wichtige Filmaufnahmen verzichten musste, was ich aber dennoch tat.

In und vor den Höhlen selbst wurden mehrfach schweres Gerät mit Stativ und Nikon-Dauerbespiegelungskameras aufgefahren, um ein möglichst natürliches und ungezwungenes Posieren einer goldgeschmückten und faszinierend bunt und luftig bekleideten Person abzulichten. Stellte sich dann eine nahezu nackte, aber mit (durchweichter) Schutzmaske versehene Person beabsichtigt oder zufällig ins Bild, war das Panoptikum perfekt.

Nicht ganz zu klären war für mich, stellten die Höhlen nur Kulisse für selbstdarstellerische Egomanen oder -finnen dar, waren extra für diese heute aus dem Meer entstiegen – oder waren diese eindrucksvollen Naturgebilde die eigentlichen Hauptakteure, die sich einmal im Jahr schillerndes Menschenfleisch gönnten :o).

Die Höhlen – !!

Nimmt man es genau, ist es eigentlich nur eine einzige, neben zwei bis drei eher überdachten Strandbuchten. Was dem Gesamteindruck aber keinesfalls schmälert sondern zu einem stimmigen Erlebnis macht.

Eigentlich nicht wirklich übermäßig spektakulär, wirken diese Caves aber doch sehr imposant, wenn man ihre vorgelagerten naturgewölbten Felsbögen durchschritt oder -schwamm. Während die Steilwand sicherlich weit über 50, 60 Meter misst, dürfte das Innere der Haupthöhle 5 – 10 m kaum überschreiten, am Ende läuft sie nach ca. 40 m sogar spitz in einem trichterförmigen Ende zusammen. Heimat für reichlich Tauben, die sich dort einer ungestörten Einsamkeit hingeben.

Besonders eindrucksvoll waren ihre teils graffittihaft farbigen Felswände. Die sonst unter Wasser befindlichen Felsstücke leuchteten nahezu pinkrosa, dazwischen teils türkisfarbige Becken zum planschen. Die natürlich entstandenen Bogen vermittelten dem Betrachter ein spektakuläres Bild zurück Richtung Los Molinos, welches in der Sonne glänzte.

Dennoch besteht der hauptsächliche Reiz dieser Felsformationen nicht zuletzt in der Tatsache, diese lediglich einmal im Jahr durch das Niedrigwasser erreichen zu können. Würden diese Höhlen stets über Strand zugänglich sein, würde sicher kaum jemand darüber sprechen…

Blick von der Hoehle zum Strand
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Und sicher muss auch noch bemerkt werden, dass diese Höhlen in keinem Vergleich zu den mächtigen Piraten-Höhlen von Ajuy stehen, die für mich eine der eindrucksvollsten Orte der Insel darstellen. In der Hoffnung, dass diese Natürlichkeit dort im jetzigen Stil erhalten wird und nicht zukünftig realitätsfremde Welt- und Geldverbesserer einen Disneypark für gutbetuchte in Planung haben.

Und ja, auch hier in den Höhlen von Los Molinos galt: jederzeit die beginnende Flut im Auge zu behalten, denn die Wellen beginnen dann in unerbittlicher Macht aufs Ufer zuzurollen. Flach, aber wuchtig und in immer schnellerer Abfolge. Wer dann nicht den Rückweg antritt, hat die Möglichkeit, sich ein Jahr lang über Helikopter versorgen zu lassen oder sich mit der Möglichkeit zu befassen, sich im seichten Wasser Kiemen wachsen zu lassen.

Da ich mich dank rechtzeitigen Rückzugs dem nassen Schlamassel entziehen konnte, hatte ich anschließend das Glück, einen der begehrten Plätze in Pon´s Fischrestaurant zu ergattern und dort wirklich ausgezeichneten Fisch zu genießen. Für mich einer der Geheimtipps der Insel.

Rueckweg Los Molinos
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Das winzige Terrassenrestaurant oberhalb des Parkplatzes am Eingang des Ortes hat eine ausgezeichnete Lage mit Blick auf Meer und Sonnenuntergang, aber weit genug vom windigen Ufer entfernt.

Das Lokal wirkt auf den ersten Blick nicht wirklich einladend, aber ab Blick zwei wirft man alle Zweifel über Bord. Erreichbar auch über eine winzige, aber spektakulär gebogene Steinbrücke über einen schmalen tümpelnden Zufluss des Barrancos haben sich dort ein paar Wildgänse* angesiedelt, die wie die Tauben auf dem venezianischen Markusplatz hier nicht wegzudenken sind.

(*In völliger Unkenntnis der tatsächlichen Tierart möchte ich mich für meine lapidare Bezeichnung entschuldigen und hoffe auf eine hilfreiche Zurechtweisung eines tierkundigen Lesers :O)

Los Molinos Strand und Restaurant
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Von unserem Logenplatz unter freiem Himmel war dann auch die baldige Abfahrt der Ordnungshüter zu beobachten,welche sich augenscheinlich trotz strengem Blick nicht durch Straftaten provoziert und belästigt fühlten. Die Abstände und Coronaregeln schienen hier jederzeit aufs peinlichste befolgt zu sein, sodass ihnen ein wohlverdienter Feierabend bevorstand. Ihr Eingreifen war während der gesamten 120 Minuten ihres Daseins nicht erforderlich. Die tagtäglich stündlich medial aufbereiteten Coronazahlen stiegen auch in den darauffolgenden Tagen auf der Insel nicht an.

Für mich war der Tag eine runde Sache, zumal man auch hier jederzeit noch sehr aufregende Wanderwege oberhalb der Küste auf den Felsklippen genießen darf. Wer es wärmer und windstiller braucht, kann auch den Barranco aufwärts wandern – besonders im Sommer eine sichere Alternative zu diversen SlimFast Kuren… ;O)

Wie man überhaupt jederzeit und überall auf der Insel pure Natur und kleine Schönheiten genießen kann. Egal wo. Egal wie oft. Egal wie lange. Vielleicht dem Klärwerk oder der Mülldeponie ausweichend, kann man mich auf jedem Punkt der Insel absetzen und ich habe genau Dort einen unvergesslichen Tag…

Da zur etwa gleichen Zeit im September oft auch das traditionelle Fest der Virgen de la Peña im Tal von Betancuria und Vega Rio Palmas, beginnend mit der Wanderung von Antigua über die Berge, stattfindet, welches eine der größten Fiestas Fuerteventuras darstellt, könnte man hier mehrere Höhepunkte unterschiedlichster Coleur in kurzer Zeit erleben, es sei denn, allzufest umgeschnürte Armbändchen verhindern einen zeitigen Aufbruch oder eine spätere Rückkehr zur allseits gedeckten Hotel-Festtafel.

Einen Großteil der Infos zu Events oder Fiestas jeglicher Art konnte ich übrigens stets der FuerteventuraZeitung entnehmen, die mittlerweile eine in meinen Augen nahezu vollständige Auflistung von Veranstaltungen auf der Insel unter dem Link https://jandia-golf.com/veranstaltungen-auf-fuerteventura/. – zusammengeführt hat.

Leider ist man viel zu selten dafür vor Ort. Aber ich arbeite unermüdlich daran … ;o)

AmanteLaParedMike

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7 Kommentare

  1. Genialer Artikel, einfach erfrischend!

    Da ich selbst schon zweimal bei diesen Springtiden vor Ort war, kann ich alles gesagte genauso bestätigen. Inklusive selfiesüchtigen Modelpüppchen. Es zogen sich dort tatsächlich in der Höhle welche lange Schicki micki Kleider an fürs Posen.
    Nur Polizei gab’s keine, war auch deutlich vor Corona.
    Gibt übrigens noch ein zweites „Lokal“ direkt rechts am Fels über dem Strand. Genialer Blick von dort und sehr sehr rustikales Mobiliar. Hat wohl aber nur begrenzte Öffnungszeiten.

    Bitte öfters solche Berichte, lockert die oft sehr sachlichen Beiträge auf.

    und @ „Marc“ – selten so einen Blödsinn gelesen wie deinen „Kommentar „, das ist stierisch deutscher Stumpfsinn. Wenn du hier auf der Insel lebst, bedaure ich deine Nachbarn. Lebst du in Deutschland, kann ich deine Humorlosigkeit nachvollziehen, da wirst du gewohnt sein, verbal angegriffen zu werden. Hier aber sollte man sich dem Klima und der Lebensart anpassen.

    • Yo Lars, das war kein Kommentar. Das war Kritik. 😉 Kommt vor. Übrigens, in jedem (freien) Land auf der ganzen Welt. Sprich ganz unabhängig vom Wohnort, dem Klima oder der Humorfähigkeit. Dennoch danke ich dir für deinen Tipp und übe mich jetzt schon mal im Lockermachen. Wochenende steht ja auch vor der Tür und so. Zungenbrecher für alle: Wenn der Benz bremst, brennt das Benz-Bremslicht. Brennt das Benz-Bremslicht, bremst der Benz. Jetzt du!

  2. Phrasendrescher Mike hat wieder zugeschlagen und es wird vergälltes Gift, in versucht, satirischen Worthülsen verspritzt. Stets gegen moderne Erscheinungsform, die dem Werten Liebhaber von La Pared eigenartig bis unnütz erscheinen. Und so wird – nomen est omen – passioniert gegen diese erkorenen Lebensfeinde mit anderen Lebensmodellen gemauert und das Hadern mit diesen Riten im gewohnt launischen Habitus öffentlich geteilt.

    Der Mehrwert – in diesem Fall ein Reisebericht für ein seltenes Naturschauspiel – leidet. Man kommt nicht zum Punkt, stakst und watet durch die sogenannte Reportage, vielleicht wie einige Protagonisten vom Strand von Los Molinos selbst, samt ungewisser Rückkehr – in diesem Falle nicht zum Ufer, sondern zum roten Faden. Ich frage mich, ob es sich jetzt um eine tatsächliche Kolumne handelt oder neuerdings nun doch um Reportagen oder Reiseberichte oder einen „Erlebnisbericht“. Aufgrund der ironischen Anführungszeichen und der Themenbandbreite kann man sich schlussendlich überhaupt nicht mehr sicher sein. Das Haar sitzt. Dennoch.

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