Wenn es um „blinde Passagiere“ geht, mag mach einer spontan an die heile Welt an Bord des Traumschiffs MS Deutschland denken. Dort verläuft die Reise der blinden Passagiere bis zu ihrer Entdeckung meist einigermaßen warm und trocken und mündet gewöhnlich in ein „Happy End“ beim Captain´s Dinner am Tisch des Schiffsführers und der anderen prominente Passagiere.
Was drei blinde Passagiere aus Nigeria auf ihrer 11-tägigen Fahrt mit dem Öltanker Althini II durchgemacht haben müssen, dürfte dagegen jegliche Vorstellungskraft übersteigen.
Am Nachmittag des 29. November 2022, wurden die drei blinden Passagiere entdeckt, als der Öltanker vor dem Hafen von Las Palmas vor Anker ging.
Die drei Nigerianer im Alter von 20 bis 27 Jahren saßen auf der Oberkante des riesigen Ruderblattes des Tankschiffs. Dort haben sie 11 Tage in Todesgefahr ausgeharrt und so die etwas mehr als 4.500 Kilometer von Lagos, der Hauptstadt Nigerias, bis nach Gran Canaria überlebt.
Das Foto, das von der spanischen Seerettung (Salvamento Marítimo) veröffentlicht wurde, sorgte weltweit für Schlagzeilen.
Die drei blinden Passagiere wurden von dem Rettungsboot Salvamar Nunki von ihrem ungemütlichen Versteck abgeholt und im Hafen von Las Palmas an Land gebracht. Einer der Männer wurde in „ernstem Gesundheitszustand“ (estado grave) ins Uniklinikum (Hospital Insular de Gran Canaria) eingeliefert. Die beiden anderen wurden mit einer moderaten Dehydrierung im Krankenhaus Dr. Negrin behandelt.
Was passiert mit den drei blinden Passagieren aus Nigeria?
Die beiden „moderat dehydrierten“ blinden Passagiere wurden wieder auf das Schiff zurückgebracht, auf dem sie nach Gran Canaria gekommen waren.
Blinde Passagiere, die an Bord eines Schiffes, das legal die Grenzen Spaniens überschreitet, werden anders behandelt als Migranten, die die Küste auf einer „Patera“ erreichen. Bei blinden Passagieren sind die Fristen für eine Ausweisung wesentlich kürzer und das Schiff, auf dem sie gekommen sind, ist für die Rückführung verantwortlich.
Die Flüchtlingshilfsorganisation „Caminando Fronteras“ hatte aus der Presse vom Schicksal der drei Männer erfahren und ihre Anwältin aktiviert, um sie bei der Wahrung ihrer Rechte zu unterstützen.
Die Anwältin suchte den Mann auf, der als einziger noch im Krankenhaus lag, der ihr mitteilte, das er Asyl beantragen wollte.
Auf Druck verschiedener Organisationen wurden die beiden Männer, die sich bereits wieder an Bord des Schiffes befanden, wieder an Land geholt und in Polizeigewahrsam untergebracht. So sollte es ihnen ermöglicht werden, einen Asylantrag zu stellen.
Die Frist für die Entscheidung über die Zulässigkeit des Asylantrags beträgt gerade einmal 4 Tage. Hält die Ayslbehörde den Antrag für zulässig, werden die Asylsuchenden in einer Asylunterkunft untergebracht. Wird der Antrag abgelehnt, haben die Anwälte 2 Tage Zeit, um eine erneute Prüfung zu beantragen, über die in weitere 48 Stunden zu entscheiden ist. Wir der Antrag endgültig abgelehnt, ist die Reederei des Schiffes für die Rückführung verantwortlich.
Die Anwältin der Hilfsorganisation zeigte sich überrascht, dass für die drei Männer das Recht für „blinde Passagiere“ angewendet werden soll. Schließlich hätten sie in dem Moment spanisches Territorium betreten, als sie ins Krankenhaus gebracht wurden. Der einzige Unterschied zwischen blinden Passagieren und Bootsmigranten sei schließlich die Art und Weise des Grenzübertrittes.
Die Anwältin beantragte bei der spanischen Regierung die Einstellung der Abschiebung. Schließlich sei allein die Tatsache, dass sie sich einer Überfahrt mit einem solchen Risiko ausgesetzt haben, Indiz genug, um ihre persönlichen Umstände individualisiert zu analysieren.
Außerdem beantragte die Organisation bei der Regierungsdelegation, dass die drei Männer in ein humanitäres Betreuungsprogramm aufgenommen werden, damit sich sich psychisch von den Folgen der potentiell tödlichen Überfahrt erholen können.
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Irgendwie erinnere ich mich dabei an die Geschichte Seenot und Frontex. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dies bei hoher und aufbrausender See überlebt.
ich kann das nicht glauben. Die 3 wurden sicher erst ein paar Meilen vorher auf das Ruderblatt gesetzt.
Unglaublich was Menschen in Kauf nehmen nur um ins vermeintliche Paradies zu gelangen. Lasst sie ihren Asylantrag stellen es macht doch keinen Sinn mehr um über Gesetze zu streiten. Wir sind an einen Punkt angekommen wo Diskussionen Zeitverschwendung sind. Der Drops ist gelutscht und eine Welle wie diese fluchtbewegung lässt sich nicht stoppen. Deutschland trägt zum größten Teil die Schuld an dieser Tragödie und für viele Menschen die auf dem Meer zu tode kamen und noch kommen werden. Und nun könnt ihr mich haten aber ihr wisst das ich recht habe.
Unvorstellbar was die Leute auf sich nehmen.