In den ersten Januarwochen 2023 waren auf Fuerteventura ungewöhnlich viele tote oder sehr geschwächte Papageitaucher (Fratercula arctica) aufgetaucht, wie wir bereits berichteten.
Dieses Phänomen tritt aktuell jedoch nicht nur auf Fuerteventura, sondern an allen Küsten der kanarischen Inseln und des spanischen Festlands auf.
Laut einer Pressemeldung der Spanischen Ornithologischen Gesellschaft ( SEO BirdLife España) vom 31. Januar 2023 wurden auf den Kanaren 350 Funde aufgezeichnet, an der kantabrischen Küste sind es sogar über 500 Tiere, in Asturien 300 und es kommen immer mehr Funde hinzu. Auch an der Küste Galiziens sind bereits verendete Tiere gefunden worden und aus Portugal erreichen die Forscher ebenfalls alarmierende Zahlen.
Da die Forscher davon ausgehen, dass nur rund 20% der insgesamt verendeten Vögel überhaupt an Land angeschwemmt werden, bedeuten diese aktuellen Funde nichts Gutes für die Population der zeitweise pelagisch lebenden Seevögel.
Am häufigsten werden tatsächlich Papageitaucher (spanisch frailecillos) angeschwemmt, es sind aber auch andere Seevögel gefunden worden.
Theorie der Entkräftung wegen schwerer Stürme
Bereits nach dem ersten Auftauchen der toten oder extrem geschwächten Tiere hatten Forscher die Theorie aufgestellt, dass die Tiere wegen schwerer Stürme auf See geschwächt worden sein könnten. Diese Vögel leben einen großen Teil ihres Lebens pelagisch, das heißt ausschließlich auf dem Meer, wo sie sich von Fischen ernähren. Nur zur Paarungs- und Brutzeit kommen die Tiere dann auch an Land. Die Forscher gehen davon aus, dass die starken Winde es den Tieren unmöglich gemacht haben, weiterhin Fisch zu fangen und die Tiere daher immer weiter abgemagert sind.
Entwarnung: Es ist keine Vogelgrippe
Von den auf den Kanaren anschwemmten Tieren hatten Forscher der Universität von Las Palmas de Gran Canaria Nekropsien vorgenommen. Sie erklärten, dass alles darauf hindeute, dass die Vögel einfach nicht mehr fressen konnten. Die verendeten Vögel wiesen einen Gewichtsverlust von 20 bis 30% gegenüber gesunden Tieren auf. Außerdem wurde der Verlust der Fettdepots und ein Abbau der Muskelmasse festgestellt, was darauf hindeutet, dass der Körper der Tiere extrem stark von der eigenen Substanz gezehrt hatte, was letztlich zum Tod der Tiere führte.
In einem derart geschwächten Zustand konnten dann teilweise auch Parasiten die Tiere weiter schwächen, die ihnen ansonsten nichts ausmachen, hieß es weiter.
Die Forscher wiesen außerdem ausdrücklich darauf hin, dass alle Tiere negativ auf die sogenannte Vogelgrippe getestet worden sind. In den sozialen Netzwerken war es zu Spekulationen gekommen, nach denen die Tiere an der Vogelgrippe verendet sein könnten, was sich aber nicht bewahrheitet hat.
Die Experten von SEO BirdLife haben in ihrer Pressemitteilung bestätigt, dass es etwa alle 10 Jahre zu einer derartigen Häufung von angeschwemmten Seevögeln kommt, zuletzt im Jahr 2014.
Fund von Tieren auf Fuerteventura soll immer gemeldet werden
Findet man ein totes oder geschwächtes Tier irgendwo an der Küste von Fuerteventura, soll man den Fund melden. Dazu setzt man sich mit der Notrufnummer der kanarischen Regierung unter der Telefonnummer 112 in Verbindung. Keine Angst, dort spricht man auch deutsch.
Es wird ausdrücklich drauf hingewiesen, dass man auch noch lebende Tiere nicht mit bloßen Händen anfassen soll, sondern immer nur mit Handschuhen und Maske.
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