Transportunternehmen wollen ab Montag auf Fuerteventura und den übrigen Kanaren streiken

Streik-LKW

Im November 2022 konnte ein Streik der Transportunternehmer auf Fuerteventura und den Kanaren noch letzter Sekunde abgewendet werden. Nun hat der Verband der Gütertransportunternehmen (ASEMTRA/ Asociación de Empresas del Transporte de Mercancías) erneut einen unbefristeten Streik beschlossen. Dieser soll am Montag, 27. Februar 2023 auf allen Kanarischen Inseln, also auch auf Fuerteventura, beginnen.

Supermärkte füllen vorsorglich Lager auf

LKWs sind für die Warenlogistik auf den Kanarischen Inseln unverzichtbar. Täglich werden Container per LKW aus den Häfen geholt und zu den Distributionslagern der Groß- und Einzelhändler gebracht. Dort werden die Container entladen und dann leer wieder mit einem LKW in den Hafen zurück gefahren. Aus den Logistiklagern werden die Waren dann wiederum per LKW an die Einzelhandelsgeschäfte ausgeliefert.

Ohne LKWs kommen also Lebensmittel und sonstige Waren nicht in die Supermärkte oder sonstigen Geschäfte.

Die Supermärkte auf den Kanaren versuchen indes, sich so gut wie möglich auf den angekündigten Streik vorzubereiten. Mit Hochdruck lassen sie Container in den Häfen abgeholen, sobald sie vom Schiff entladen sind. Seit dem Bekanntwerden des Streiks am Mittwoch, 22. Februar 2023, hat sich die Zahl der Container, die die Häfen verlassen, um rund 20% erhöht. Es kommen zwar ungefähr genauso viele Container per Schiff an wie sonst auch. Diese werden jedoch viel schneller abtransportiert, um zu verhindern, dass sie nach dem Streikbeginn noch auf dem Hafengelände stehen und dann womöglich kein LKW mehr fährt.

Die Unternehmen gehen dadurch jedoch ein hohes Risiko ein: wenn sie es nicht schaffen, den leeren Container vor Streikbeginn in den Hafen zurückzubringen, müssen sie die sogenannte „Detention“, eine Art Tagesmiete, bezahlen, was bei einem unbefristeten Streik sehr teuer werden könnte.

Einige Hafenterminals haben angekündigt, auch am Wochenende Container abzufertigen.

Außerdem haben manche Supermärkte ihre Sortimente von lokalen Lieferanten um rund 15% aufgestockt.

Sollten die Lieferketten durch einen längeren Streik unterbrochen werden, könnten Hotelgäste sich vor mageren Buffets und Kunden vor leeren Supermarkt-Regalen wiederfinden.

Streit um Fahrtenschreiber

Eine der Hauptforderungen der Transportunternehmen ist die Änderung der Vorschriften bezüglich der obligatorischen Fahrtenschreiber und der aus ihrer Sicht extrem hohen Bußgelder.

„Der Fahrtenschreiber zeichnet zwei Arten von Daten auf“, erklärt der Generalsekretär der ASEMTRA, José Ángel Hernández. „Zum einen erfasst er die Arbeitszeiten. Daran wollen wir nichts ändern. Doch die einzuhaltenden Ruhezeiten setzen das Vorhandensein von Ruhezonen voraus, auf denen die LKW-Fahrer ihre Fahrzeuge tatsächlich abstellen könnten. Doch diese existieren auf den Kanarischen Inseln nicht. Auf dem spanischen Festland sei es einfach, innerhalb von 4,5 Stunden die vorgeschriebenen 45 Minuten Pause einzulegen, auf den Kanaren jedoch nicht, weil es keine Ruheplätze gibt.“

„Wenn ein LKW-Fahrer vom Hafen in Arinaga zum Hafen von Las Palmas fährt und im Stau steht, kann er diese Zeit leicht überschreiten, was ein Bußgeld nach sich zieht. Und diese Busgelder werden auch tatsächlich verhängt. Die Bußgelder liegen zwischen 1.000 und 4.000 Euro“, erklärt Hernández weiter.

Vor Monaten hätte die spanischen Regierung die Autonomen Städte Ceuta und Melilla bereits von den Regelungen ausgenommen. Außerdem müssten auf den Kanaren weder Busfahrer, noch Fahrer von Betonmischern oder Umzugs-LKWs einen Fahrtenschreiber verwenden. Dies werfe die Frage auf, ob die Ladung eines Reisebusses mit Menschen an Bord weniger wert ist als die Ladung eines Güter-LKW.

Hernández führte an, dass die EU den Mitgliedsstaaten Spielraum bei der Verwendung von Fahrtenschreibern auf Inseln mit einer Fläche von weniger als 2.300 Quadratkilometern einräumt. Die einzige spanische Insel, die darüber liegt, ist Mallorca.

Gewerkschaften gegen Streik

Die Gewerkschaften sehen in den Forderungen der Arbeitgeber den Versuch der Reduzierung von Arbeitnehmerrechten und lehnen den Streik dagegen ab.

Der für das Transportwesen zuständige Regierungsrat der kanarischen Regierung, Sebastián Franquis hält die Forderungen für nicht durchsetzbar, da sie außerhalb der Kompetenzen der kanarischen Regierung liegen. Dennoch glaube er, dass bis Montag noch genug Zeit für ein Einigung bleibe, um den Streik abzuwenden.

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