Auch in den Gewässern rund um Fuerteventura leben Gruppen Kurzflossen-Grindwal. Wer das Glück hat, die Tiere bei einer Bootsfahrt beobachten zu können, spricht oft noch Jahre davon. Im Rahmen einer Studie der ULPGC (Universität Las Palmas de Gran Canaria) wurden nun Spuren von Antibiotika in den Kurzflossen-Grindwalen der kanarischen Gewässer entdeckt. Die Untersuchung betrachtet die Wale als marine Bioindikatoren für die Verschmutzung des Meereswassers auf mittlere und lange Sicht und warnt vor der Gesundheitsgefahr durch die Ansammlung von Antibiotika über die Nahrungskette.
Das Team des Instituts für Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit (IUSA) der Universität Las Palmas de Gran Canaria stellte im Rahmen einer Studie die Anwesenheit von Antibiotika bei Walen, insbesondere den Kurzflossen-Grindwalen (Globicephala macrorhynchus) fest, die in den Gewässern rund um die Kanaren leben. Die Wale dienen als Indikatoren für Mittel- und Langzeitverschmutzung. Da die Tiere in einem festen Lebensraum leben, spiegelt der Fund wider, was in einer bestimmten Region über einen längeren Zeitraum an Schadstoffen über die Nahrung und durch den Aufenthalt in diesen Gewässern aufgenommen wird.
Wale als Bioindikatoren
Der Forscher Jesús De la Fuente, der zur Gruppe unter der Leitung von Professor Antonio Fernández gehört, erklärt: „Die Wale, in diesem Fall die Kurzflossen-Grindwale, sind Bioindikatoren für Verschmutzung auf mittlere und lange Sicht und spiegeln wider, was bei der Nahrungsaufnahme in derselben Zone über einen langen Zeitraum geschieht.“
Laut dem Experten wurde in der Studie analysiert, wie sich diese Schadstoffe ansammeln, wobei insbesondere die Antibiotika herausstechen. Dabei wurden Zeiträume von 10, 15 oder 20 Jahren betrachtet. „Es wurden auch weitere Stoffe wie Sonnenschutzfilter und andere Medikamente gefunden. Es müsste nun genauer untersucht werden, ob diese die Gesundheit der Tiere beeinflussen oder nicht. Aber was wir wissen, ist, dass die Antibiotika-Rückstände die gesamte Nahrungskette durchlaufen“, warnt De la Fuente.
Er weist auch auf die Gefahr hin, dass „eine kleine Menge Antibiotika ausreicht, um Bakterien resistent zu machen“. Aus diesem Grund betont er die Notwendigkeit, Antibiotika nur auf Anordnung und entsprechend den Anweisungen von Ärzten einzunehmen und die Behandlung vollständig abzuschließen, da sonst möglicherweise Bakterien überleben und resistent werden können. Die Kontrolle des Einsatzes von Antibiotika bei Tieren geschieht aus demselben Grund.
Die Antibiotika-Rückstände in den Walen in diesen Mengen deuten darauf hin, dass sie in der Umwelt vorhanden sind und sich in der gesamten Nahrungskette anreichern. Die Wale fressen kein Plankton, sondern Fische. Alle diese Antibiotika haben sich in der gesamten Nahrungskette angesammelt.“
Der Wissenschaftler erklärt, dass bei einer Wasseranalyse möglicherweise keine Antibiotika gefunden werden, das eigentliche Problem jedoch darin besteht, dass sie von kleinen Fischen aufgenommen werden und dann von größeren Fischen gefressen werden. Dabei kommt es zur Biomagnifikation, also zur sukzessiven Verbreitung der Bioakkumulation in verschiedenen Stufen der Nahrungskette. „Es ist dasselbe wie bei Thunfischen und Quecksilber“, fügt er hinzu.
Ergebnisse der über zwei Jahre andauernden Studie
Die Forschung, die über einen Zeitraum von zwei Jahren durchgeführt wurde, ist Teil des Projekts „Globican“, das von der Biodiversitätsstiftung des Ministeriums für ökologischen Wandel und demografische Herausforderungen mitfinanziert wird. Das Ziel des Projekts ist es, Indikatoren für die Gesundheit und das Wohlbefinden bei Gruppen von Kurzflossen-Grindwalen in den geschützten Meeresgebieten der Kanarischen Inseln zu bewerten. Dabei werden auch lokale und regionale anthropogene Risikofaktoren untersucht, die eine Bedrohung für den Schutz dieser Wale sowie für die menschliche und Umweltgesundheit darstellen könnten.
Neben der Erfassung ökologischer und gesundheitlicher Informationen wurden Hautproben von kanarischen Kurzflossen-Grindwalen zwischen 1997 und 2021 durch Biopsien und Autopsien entnommen und anschließend genetische, mikrobiologische, biochemische und toxikologische Analysen durchgeführt. Eine Neuheit in dieser Studie besteht darin, dass diese verschiedenen Analysen mit einer minimalen Menge an Probenmaterial durchgeführt wurden. Auf diese Weise können eine größere Anzahl von analytischen Parametern mit nur einer Biopsie bewertet werden.
Laut Jesús De la Fuente wird die Forschung nun auf den Makaronesischen Raum ausgeweitet, wobei verschiedene Meeresgebiete verglichen werden. Soweit es dem Forscher bekannt ist, ist es das erste Mal, dass Antibiotika direkt bei Walen festgestellt wurden.
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